What do you believe in? – oder: An was glaubst du?

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Weil dieser Beitrag auch auf Leas Blog (Lea Searching ) veröffentlicht wird, möchte ich mich kurz denen vorstellen, die mich noch nicht kennen: Mein Name ist Simone, ich bin 21 Jahre alt, habe Altenpflegerin gelernt (meine Ausbildung konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden, bin nach wie vor krankgeschrieben) und ich komme aus einem kleinen Dorf im Alpenvorland.

 

Lea hat mir ein paar Anhaltspunkte gegeben und ich bin gespannt, welche Gedanken am Ende dieses Beitrags bei euch entstanden sind.

Wann hab ich angefangen, zu glauben? Und was hat meinen Glauben geprägt? Wie hat sich mein Glaube verändert im Laufe der Jahre? Und was glaube ich jetzt?

Das erste, was mir dazu einfällt, ist, dass mich meine Eltern einmal in der Woche mit in die Kirche zum Gottesdienst genommen haben. Als 5-/6-Jährige versteht man noch nicht viel von dem Ganzen, was da vor einem alles passiert und dann wird gesungen, da ist von irgendwoher Musik und dann sitzt man irgendwann ganz lang und die Erwachsenen hinter einem sprechen dieselben Worte. Aber man muss nicht die ganze Zeit sitzen, es gibt auch zwischendurch Bewegung. Ein Gottedienst aus der Sicht eines kleinen Kindes. In der Grundschule wurde ich durch Religionslehrer an den römisch-katholischen Glauben herangeführt. Das folgende Bild müsste aus der 1. oder 2. Klasse sein.

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Im Religionsheft von der 3. Klasse hab ich diesen schönen Hefteintrag gefunden. Dieses Bild stellt Menschen aus verschiedensten Kulturen dar, wie sie beten. Das Gebet, es verbindet uns alle. Ganz gleich, welcher Religion wir angehören, gebetet wird überall.

Meine Eltern haben mit mit meinem jüngeren Bruder und mir vor dem Essen gebetet und mit uns nach der Gute-Nacht-Geschichte ein Nachtgebet gesprochen und uns mit dem Daumen ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet. Es sollte uns schützen, damit wir ruhig schlafen konnten. Sich beschützt und behütet zu wissen, lässt einen automatisch ruhiger schlafen.

 

 

 

 

2012steingaden12Nach meiner Erstkommunion (= lateinisch: „communio“ = Gemeinschaft; man bekommt zum ersten Mal die Hostie -> Leib Christi) wurden wir gefragt, ob wir Ministrant/in werden wollten. Ich hab mich dafür entschieden. Wie sehr mich der Dienst am Altar geprägt hat und was ich dort so alles erleben durfte, könnt ihr hier nachlesen: Ministrantin sein

Die verschiedenen Dienste, die man als Ministrant so haben kann, haben mir allesamt Spaß gemacht. Und mit der Zeit hab ich angefangen, darüber nachzudenken, was wir als Ministranten da jetzt eigentlich genau machen: Warum wird an dieser und jener Stelle Weihrauch inzensiert? Warum bleiben wir Ministranten knien und das Volk steht und kniet sich erst kurze Zeit später wieder hin? Solche und andere Dinge hab ich mich gefragt. Ich bin aber auch gerne mal außerhalb der Gottesdienst-Zeiten in die Kirche gegangen. Es war ein Ort, an dem ich mich sicher gefühlt hab, der mir vertraut war. An dem ich auch mal Ruhe hatte, Stille erfahren und genießen konnte. Ja, über den ich wirklich schreiben kann: Da hab ich mich wohgefühlt. Ich kam auch oft in die Werktags-Messe und eines Abends war es soweit: Mein alter Pfarrer fragte mich, ob ich die Lesung und die Fürbitten lesen könnte, weil heute kein Lektor da sei und er nicht so gut bei Stimme wäre. Seitdem war ich inoffizielle Lektorin, offiziell in den Kreis der Lektoren aufgenommen wurde ich erst einige Jahre später von meinem neuen Pfarrer (in meiner Abwesenheit, da ich an diesem Sonntag arbeiten musste).

Sehr prägend waren auch die Begegnungen mit anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Taizé. Sie haben mir gezeigt, dass wir alle, so unterschiedlich wir auch sind, aus welchen Ländern, Kulturen, Traditionen wir kommen, dass wir uns alle mit ähnlichen Fragen beschäftigen, Sehnsüchte teilen und uns aufeinander einlassen können, wenn wir offen bleiben für neue Erfahrungen und Begegnungen. Es tut mir immer wieder gut, nach Taizé zu fahren, dort konnte ich zur Ruhe kommen, Kraft schöpfen. Ich konnte trauern, weinen. Schmerz und alles was mich bedrückt hat beim Gebet am Kreuz abladen. Tiefgehende Gespräche mit den Brüdern von Taizé führen. (nicht nur mit den Brüdern, auch mit einigen Leuten, die ich dort getroffen hab, hatte ich solche Gespräche) Aus Fremden wurden Freunde. Viele dieser Freundschaften bestehen heute noch.

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Aufgenommen 2013, kurz bevor ich Taizé nach mehreren Monaten als Permanent verließ

 

In den letzten 6-7 Jahren habe ich einige Pfarrer kennengelernt. Auch sie haben dazu beigetragen, dass ich, egal wie schlecht es mir ging, Halt im Glauben (wieder-)gefunden hab. Viele Gespräche haben mich so berührt, gestärkt, dass ich sie aufgeschrieben hab. Warum? Damit ich sie nachlesen kann, mich wieder daran erinnern kann um genau dann wieder etwas Kraft und Hoffnung zu schöpfen, wenn für mich erstmal alles hoffnungslos und dunkel erschien. Genauso habe ich auch meine Erlebnisse in Taizé aufgeschrieben.

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Vor ca. eineinhalb Jahren lernte ich über einen ehemaligen Klassenkameraden die Jugend 2000 kennen. An jedem ersten Freitag im Monat treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene in der Kirche um dort gemeinsam Gott anzubeten (im ausgesetzten Allerheiligsten), ihm zu singen (Lobpreis) und Fürbitte zu halten.

 

Das sind die schönen Seiten des Glaubens. Aber es gibt sie, die Zeiten, in denen man zweifelt, alles infrage stellt. Massive Glaubenszweifel, eine Glaubenskrise hat. Und die hatte ich. Ich denke, über all die Jahre hatten sich vieles angestaut und der Tod einer Permanent Freundin war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich fühlte mich in einer Kirche nicht mehr wohl, konnte und wollte nicht mehr beten, hatte keine Worte dafür. Da war nur Schmerz und innere Leere. Ich sagte meinem Chorleiter für die gesamte Karwoche und Ostern ab (-> die Woche, in der Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi gefeiert werden) – für ihn eine Katastrophe, weil ich als Solistin hätte singen sollen. Aber gleichzeitig merkte ich, dass mir das Schweigen nicht gut tat. Und ich wurde aktiv. Redete und schrieb mit Freunden, Verwandten, Chormitgliedern, Priestern, Bekannten, kurz: sehr vielen Leuten. Aus vielen Gesprächen ging ich nachdenklich hinaus, aus zweien verzweifelt, bei zweien wütend (erst später verstand ich, was sie mir eigentlich damit hatten sagen wollen und ich war nicht mehr wütend). Die Gespräche haben mir allesamt auf ihre Weise geholfen. Aber wirklich so etwas wie „Heilung“ hab ich erst während einer Woche in Taizé erfahren. Ich konnte trauern. Ich konnte weinen (was ich daheim nicht konnte). Ich konnte alle Gefühle zulassen und es war in Ordnung. Und ich hatte zwei unglaublich berührende Gespräche. Ich kam gestärkt zurück. (Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, gehts hier weiter -> Glaubenskrise – und jetzt? )

Ein letztes Bild möchte ich noch mit euch teilen. Den entsprechenden Text dazu findet ihr hier : Ein ganz besonderes Geschenk.

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Glauben verbindet.

Gebet ist religionsübergreifend.

Die Sehnsucht, so angenommen und geliebt zu werden, wie wir sind, eint uns.

 

„Glaube, Hoffnung, Liebe; diese drei. Am größten unter ihnen ist die Liebe.“

1 Korinther 13,13

 

Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren schreiben, falls ihr mir lieber eine Email schreiben wollt -> simone_p.1@gmx.de

Und wenn ich euch neugierig gemacht hab, dann schaut doch mal auf meinem Blog vorbei: glaubenswegblog.wordpress.com

Herzliche Grüße,

Simone

 

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